Alles fing an als ich mich aufgeregt habe, dass Kinder heutzutage immer mehr motorische Defizite haben – so zumindest mein Eindruck. Erklärt habe ich mir das ganz pragmatisch, meine Generation musste noch mechanische Tasten drücken, oder eine Nadel auflegen, um die Lieblingsfolge Benjamin Blümchen oder Die drei Fragezeichen zu hören, aber Kasettenspieler sind nun mal kein Teil des Alltags mehr. Stattdessen, werden nur noch Spotify, YouTube und Co über das Smartphone abgespielt. Ok, ich bin da auch ein schlechtes Vorbild. Ich liebe es Stunden vor YouTube zu verbringen. Dennoch stellte ich mir die die Frage: was ist das Upgrade vom Kasettenspieler?
Nachwenigen Minuten googlen fand ich das neue Must-Have für Kinder: die Toniebox. Die Idee fand ich erstmal prima, zumindest aus Sicht des Herstellers – Süße Figuren mit Sammelwert für Kinder.
Ich will die Toniebox aber gar nicht schlecht reden, immerhin hat mich die Idee so faziniert, das ich eine Woche später meiner Frau vorgeschlagen habe eine für unsere Tochter zu kaufen. Skuril, oder? Zum Glück habe ich meine Frau.
Die ist ein Jahr alt, die braucht noch keine Toniebox.
– Meine Frau
Recht hat sie ja, dennoch irgendwas in mir wollte ihr eine Toniebox schenken. Allerdings ist der Preis frech. Zumal wir noch aus unseren Kindertagen viele, viele Kassetten und CDs haben.
Also habe ich weiter gegoogelt, bis ich auf die wirklich grandiose Idee von Thorsten Voss gestoßen bin – der auch nach einer günstigen Alternative suchte. Was macht man, wenn man nichts passendes findet? Klar, selbst bauen. Auf seiner Internet Seite https://www.voss.earth findet ihr den Open Source Tonuino, eine Musikbox auf Arduino Basis. Genial.
Anstelle von den Figuren, nimmt man hier RFID Karten oder Aufkleber. Die sind super günstig und überspielbar.
Einen Arduino Nano hatte ich noch, den Rest hatte ich schnell bestellt. Der Rest bedeutet im Groben: Ein Lautsprecher, einen DFPlayer MP3 Player, ein RFID Lesegerät und eine optionale Platine die direkt über Thorsten Voss verkauft wird. Meine vollstängige Bauteilliste findet Ihr unten in der Einkaufsliste.
So cool das Projekt auch ist, die meisten Gehäuse sahen für irgendwie nicht so ansprechend aus. Im Forum zum Tonuino gab es jedoch viele Inspirationen, unter anderm das für mich schönste Projekt „piuINO im Landhaustil“ https://discourse.voss.earth/t/piuino-im-landhausstil-und-lasergravur. Nur wie baut man sowas aus Holz, wenn man keine Säge und keine Fräse hat. Klar, aus Platik mit einem 180€ 3D-Drucker. Den Druker habe ich schon lange, genau genommen habe ich sogar zwei. Einen Anet A8 und einen Ender 3 Pro. Wobei ich eher den Ender 3 Pro empfelen kann, da der „Out of the Box“ läuft. Ich werde hier auch nicht groß beschreiben, wie der Tonuino aufgebaut wird, dafür ist das Forum die deutlich bessere Adresse, aber zu meinem Gehäuse schreibe ich gerne.
Als nächstes musste ich das Gehäuse im Inventor zeichnen
und natürlich drucken. Meine Druckeinstellungen ist in einer ReadMe.txt im Datensatz enthalten. Die ganze Box ist 150 mm x 150mm x 150 mm breit, hat einen Kopfhörerausgang oben, sowie drei Arcade Button für Play, Lauter und Leiser, eine Schublade für maximal 10 Karten mit Magnethalterung, USB C, sowie einen I/O Schalter und einen nach aussengeführte Micro SD Karte. Für das Verschrauben der Seitenteile habe ich M3x15mm Senkkopfschrauben genutzt
Da Bilder immer mehr als Worte sagen können zeige ich mal auszugsweise meine Fotodokumentation. Nachdem ich die Teile ausgedruckt habe, habe ich Messing Gewindehülsen mit meinem Lötkolben in den Kunststoff eingeschmolzen. Mit einem Lasercutter, den man aber nicht braucht, habe ich passende Filzstücke zugeschnitten. Das geht sicherlich genauso gut mit einer Schere und einem Skalpell. Den Filz habe ich genau wie im Forum beschrieben, erstmal mit Leim auf der Fläche fixiert und dann mit Heißklebe umgeschlagen und festgeklebt. Das hält super gut!
Das musste ich natürlich auf allen sechs Seiten machen und dann die Elektronik einschrauben. Dafür habe ich M2,5x5mm Schrauben genommen. Die ganze Verkabelung ist im Forum exzellent beschrieben und kann dort nach gelesen werden. Wenn jemand dennoch hören will, wie ich es gemacht habe, kann derjenige mir einfach einen Kommentar hinterlassen.
Durch die Löcher in den Seiten, soll ein 8mm dickes Seil geschoben werden, weches ich auf der innen Seite mit einem Konten gesichert habe.
Die Schublade, sowie der Einschub haben auf der Rückseite 3 Vertiefungen für 8mmx3mm Neodym Magnete. Die Schulblade hat vorne auch so eine kleine Lasche, damit meine Tochte die Schulblade selbst greifen kann. Dafür habe ich eine 7mm Buchschraube genommen mit 4mm Gewinde. Der I/O Schalter ist so ein 0815 Kippschalter, siehe Einkaufsliste. Ich bin ein großer Freund von USB C, jedoch wollte ich auch, dass meine Tochter die Box laden kann. Also habe ich ein USB C Magnetladekabel einplant, bei dem der Stecker immer in der Box bleibt und das Kabel per Magnet geführt wird – und tatsächlich bekommt sie es mit 18 Monaten schon hin das Kabel dort anzuschließen. Schnell noch einen Satz zu der Micro SD Verlängerung – Die Elektronik der Verlängeung ist in einem schwarzen Gehäuse. Das habe ich mit Schmirgelpapier bearbeitet, um einem leichteren Zugang zur SD Karte zu erhalten.
In der Bauphase wollte ich auch die „hässlichen“ Arcade Buttons mit Holzknöpfen abdecken. Dafür habe ich mir einfach einen 28mm Rundstab im Baumarkt gekauft und mit einem 25mm Forstnerbohrer hineingebohrt. Aber um ehrlich zu sein, haben diese es nie auf die fertige Box geschaft. Aus einem ganz einfach Grund – meine Tochter hat eine Zeitlang die Box als Stuhl benutzt. Das konnte ich einfach nicht vorhersehen.
Damit dieser graue Filz auch etwas Kindgerecht aussieht, habe ich ein Monster vorne aufgenäht. Dafür habe ich mir eine Sticknadel und Stickgarn von meiner Schwiegermutter ausgeliehen. Das Monster habe ich aus einem anderm Forumseintrag geklaut. https://discourse.voss.earth/t/vorstellung-monster-box/5186
Um die Box besser tragen können, hat mein Schwager mir einem Endspleiß Knoten an die Seile gemacht, um jeweils einen Neodym Lochmagneten damit zu verbinden. Der Knoten geht so https://www.youtube.com/watch?v=s1I8IMzHjio
Die MOniBox ist nun täglich bei uns im Einsatz und wir haben sehr große Freunde daran!
Einkaufsliste
- Lautsprecher
- Arduino Nano
- RFID Leser
- Kopfhöreranschluss (direkt über Thorsten Voss)
- DFPlayer
- Platine (direkt über Thorsten Voss)
- Powerbank
- Neodym Magnet 6mm • 3mm
- Neodym Magnet für die Hände
- Seil
- Fliz
- Kabel
- Buchschraube für die Schublade
- Jumperkabel
- USB C Board
- USB C Kabel
- RFID Karten
- Micro SD Verlängerung
- Micro SD Karte
- Arcade Button
- Gewinde Einsatz
- I/O Schalter
Daten
Ich wollte gerne die Daten einfach als Zip hier hochladen, aber leider lässt WordPress das nicht zu. Also könnt Ihr die Daten von meinem Server laden. https://nextcloud.yggdrasill.ddnss.org/s/9tA6ZL2Tis7PHH4 oder auf Thingiverse https://www.thingiverse.com/thing:4686784
Die Lasercutdaten findet ihr hier: https://nextcloud.yggdrasill.ddnss.org/s/mDY42Hwt2o5k6MH
Wenn die Links nicht gehen, schreibt mir einfach.
In diesem Sinn – Lets Dance
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